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Gesundheit und Medizin
Kurs: Gesundheit und Medizin > Lerneinheit 3
Lektion 4: HerzinsuffizienzÜberblick über das Krankheitsbild Herzinsuffizienz
Was bedeutet Herzinsuffizienz?
Elizabeth Taylor (Schauspielerin), Jim Morrison (Drehbuchautor, Dichter, songwriter), River Phoenix (Schauspieler, Umweltaktivist), Isaac Asimov (Wissenschaftler, Historiker, Autor), Boris Yeltsin (Politiker), Andre the Giant (Ringer, Autor)... die Liste könnte man problemlos weiterführen. All diese Menschen und viele weitere Millionen sind an Herzinsuffizienz gestorben. Bei dieser Erkrankung kann das Herz das Blut nicht ordentlich pumpen und der Körper wird nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Manchmal spricht man auch von kongestiver (lat.: anhäufen) Herzinsuffizienz, da Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge oder dem Körper charakteristisch für das Krankheitsbild sind.
Wie funktioniert das Herz?
Das Organ Herz ist ein Muskel, der Blut durch dein Kreislaufsystem pumpt, heißt durch die Blutgefäße in jeden Teil deines Körpers. Es ist in vier Kammern unterteilt, die beiden oberen Kammern oder Vorhöfe, und die beiden unteren Kammern, die Ventrikel genannt werden. Die Vorhöfe nehmen das Blut auf, das aus dem Kreislauf zurückfließt. Von da fließt es in die Herzkammern, den Pumpen des Herzens. Der rechte Ventrikel pumpt Blut in die Lunge, der linke in den Körperkreislauf. Daher ist die Muskelwand des linken Ventrikels dicker als die des rechten, da es viel einfacher ist, Blut durch die Lunge, als durch den ganzen Körper zu pumpen.
Der Blutfluss durch die Herzkammern folgt einem geregelten Ablauf. Die rechte Herzkammer pumpt Blut aus deinem Herz in deine Lungen, wo Sauerstoff aufgenommen wird. Aus der Lunge fließt es in den linken Vorhof und dann in die linke Herzkammer, die das Blut in den Körperkreislauf pumpt. Aus dem Körper strömt es dann über die Venen in den rechten Herzvorhof zurück. Die Richtung des Blutflusses im Herzen wird durch Klappen bestimmt, die sich öffnen, wenn das Blut gepumpt wird und dann zufallen, um einen Rückfluss in die falsche Richtung zu verhindern. Die Herztöne werden beim Schließen der Klappen verursacht. Der Blutfluss im Herz wird in zwei Phasen eingeteilt: der Teil, in dem das Herz entspannt und das Blut zurückfließt und die Kammern sich füllen wird Diastole genannt; in der Systole kontrahieren die Ventrikel und pumpen das Blut in die Aorta (Körper) und die Pulmonalarterien (Lunge). Diese beiden Phasen bilden einen Herzzyklus, oder Herzschlag.
Ärzte verwenden eine Reihe von Messungen, um herauszufinden, wie gut dein Herz arbeitet. Dazu gehört die Auswurfleistung des Herzens, die die Blutmenge angibt, die dein Herz in einer Minute pumpt; die Menge Blut, die die linke Herzkammer mit jedem Schlag pumpt, das Schlagvolumen; und die Ejektionsfraktion, den Anteil des Blutvolumens in einer Herzkammer, der mit jedem Schlag ausgeworfen wird. Als gesunder Erwachsener hat man eine Auswurfleistung von 4 - 8 L/min, ein Schlagvolumen zwischen 55 ml und 100 ml und eine Ejektionsfraktion zwischen 55% und 70%.
Was läuft schief, wenn das Herz schwach wird?
Herzinsuffizienz kann viele Ursachen haben. Gemeinsam ist ihnen, dass das Herz geschwächt oder geschädigt wird, und das Blut nicht mehr so effizient wie zuvor pumpen kann. Das können zum Beispiel hoher Blutdruck, Herzinfarkte, KHK oder eine Infektion sein. Zunächst versucht dein Herz, als Reaktion auf den Verlust von Auswurfleistung mehr Muskelmasse zu bilden und schneller zu schlagen, um das Defizit auszugleichen. In der Peripherie und in inneren Organen reagiert der Körper ebenfalls und stellt zum Beispiel Blutgefäße enger, um bei geringerem Pumpdruck noch eine Durchblutung aufrechtzuerhalten. Dadurch kann aber die Durchblutung in großen Teilen kritisch werden. Mit der Zeit führt die vermehrte Tätigkeit zu Änderungen im Herzmuskel selbst (remodelling), wodurch er steifer wird und noch schlecher pumpen kann. Dadurch verschlechtert sich die Herzinsuffizienz weiter, bis zu einem Punkt, an dem die Versorgung des Körpers mit Blut und Sauerstoff so schlecht wird, dass klinische Anzeichen auftreten.
Eine Herzinsuffizienz kann die linke, die rechte, oder gar beide Seiten des Herzens betreffen. Die linke Herzkammer hat die stärkere Pumpwirkung und wird häufiger insuffizient. Letzlich kann über einen Rückstau auch die rechte Seite leiden und insuffizient werden.
Linksherzversagen: Es gibt zwei Arten von Linksherzinsuffizienz, systolische Dysfunktion und diastolische Dysfunktion. Erstere tritt auf, wenn die linke Herzkammer nicht mehr genug Blut rauspumpen kann. Durch vermehrte Muskelbildung als Kompensationsmechanismus gegen die verminderte Auswurfleistung kommt es zur Herzvergrößerung. Die diastolische Insuffizienz beruht auf einem Herzmuskel, der sich nicht richtig entspannen kann, wodurch das Herz nicht richtig mit Blut gefüllt wird. Das Schlagvolumen wird dadurch trotz normaler Ejektionsfraktion reduziert. Als Folge einer Linksherzinsuffizienz kann das Herz den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen und durch den höheren Druck im Herz staut sich Blut im Lungenkreislauf, was den Gasaustausch beeinträchtigt.
Rechtsherzversagen: In der Regel tritt die Rechtsherzinsuffizienz als Folge einer Linksherzinsuffizienz auf. Das liegt daran, dass das Blut sich über den Lungenkreislauf in die rechte Seite zurückstaut, und auch dort höherer Druck auftritt. Dadurch wird auch die rechte Seite mit der Zeit immer mehr geschädigt und verliert ebenfalls an Pumpleistung. Das führt zum Rückstau von Blut in den Körperkreislauf und zur Flüssigkeitsansammlung (Ödem) in den Beinen, im Bauchraum und um die Leber herum.
Eine reduzierte Herzleistung und mangelnde Blutversorgung können viele Auswirkungen auf verschiedene Organe und Gewebe haben. Dazu gehören:
- gesteigerte Aktivität des Sympathikus, dem Teil des autonomen Nervensystems, der das Herz schneller schlagen lässt, Blutgefäße verengt und den Blutdruck ansteigen lässt. Ein schnellerer Herzschlag kann die Auswurfleistung erhalten, führt aber dazu, dass das Herz selbst mehr Sauerstoff benötigt - eine vermehrte Durchblutung des Herzens selbst kann jedoch zu Verschlechterung einer koronaren Herzkrankheit und Herzvergrößerung durch Muskelwachstum führen.
- Erhöhter Blutdruck aufgrund der Sympathikuswirkungen. Dadurch muss das Herz erneut mehr arbeiten.
- durch die Wirkung des sympathischen Teils des Nervensystems wird antidiuretisches Hormon ausgeschüttet, dadurch in der Niere mehr Wasser im Blut zurückgehalten. Erhöhtes Blutvolumen führt zu erhöhtem Blutdruck.
- Als Folge dieser Prozesse wird die Ausschüttung von Aldosteron vermehrt, ein Hormon das in der Niere zur vermehrten Reabsoprtion von Natrium (Nastart superscript, plus, end superscript) führt und eine Rolle im Salz-Wasser-Haushalt des Körpers spielt.
- Umbau des Herzmuskels (remodelling) durch einen chronischen Anstieg verschiedener Hormone, darunter Catecholamine, Renin, Angiotensin und Aldosteron.
- Abbau der Skelettmuskulatur durch verminderte Durchblutung und verminderte körperliche Bewegung durch Herzschwäche.
- bei schwerdem Blutrückstau in die Leber wird deren Funktion beeinträchtigt, in schweren Fällen kritisch.
Klinische Zeichen und Symptome einer Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz ist eher eine Ansammlung verschiedener Symptome und klinischer Befunde (ein Syndrom), als ein spezifisches Krankheitsbild. Welche Symptome genau auftreten, wird durch Begleiterkrankungen und die genaue Fehlfunktion des Herzens bestimmt. Typische Anzeichen sind Kurzatmigkeit bei körperlicher Betätigung oder sogar schon im Liegen, Schwächegefühl und eine Schwellung um die Fußknöchel herum und in den Beinen (Ödeme). All diese Symptome können zwar Folge einer Herzinsuffizienz sein, aber auch bei anderen Erkrankungen, besonders des Herzens oder der Lunge auftreten, beispielsweise bei Herzrhythmusstörungen oder auch einer Lungenembolie.
Die Linksherzinsuffizienz führt zu verminderter Herzauswurfleistung und dadurch zu Minderversorgung im Körperkreislauf. Viel schneller macht sich allerdings der Rückstau des Blutes in den Lungenkreislauf bemerkbar, da dadurch der Gasaustausch verschlechtert wird. Häufige klinische Zeichen sind Kurzatmigkeit, beschleunigte Atmung, Orthopnoe (Atemprobleme im Liegen), dadurch Luftnot insbesondere nachts (nächtliche Dyspnoe). Manchmal kann man Rasselgeräusche in der Lunge hören, vor allem mit dem Stethoskop. Die Minderdurchblutung des Körpers und damit Unterversorgung mit Sauerstoff bewirkt ein allgemeines Gefühl körperlicher Schwäche. Durch Herzvergrößerung, einen Anstieg des Drucks in den Herzkammern und Herzklappenfehler entstehen möglicherweise Herzgeräusche, die dein Arzt hören kann. Schwere Herzinsuffizienzen verursachen über Sauerstoffmangel und Minderdurchblutung auch kalte, klamme Hände und Füße, Zyanose (bläulich-violette Färbung der Haut und Schleimhäute), schwere Abgeschlagenheit, Schwindel und Ohnmachtsanfälle.
Eine Rechtsherzinsuffizienz liegt etwa einem von 20 Fällen mit Herzinsuffizienz zugrunde. Viele der Symptome gehen auf eine Flüssigkeitsretention in Organen und Geweben zurück, durch eine Stauung im Kapillarbett tritt Flüssigkeit aus und bildet eine Schwellung unter der Haut (Ödem). Der Schwerkraft folgend sind diese Ödeme dort am schlimmsten, wo der meiste Druck herrscht (z.Bsp. Knöchelödeme im stehen). Im liegen ist der Druck niedriger, die Flüssigkeit fließt dann leichter in die Gefäße zurück und wird in den Nieren zum Teil zu Urin. Dadurch kann es zu häufigem nächtlichem Wasserlassen kommen (Nykturie). In besonders schweren Fällen sind die Ödeme am Bein eindrückbar, der Bauchraum füllt sich mit Wasser (Aszites) und Flüssigkeit um die Leber führt zur Lebervergrößerung.
Welche Ursachen für eine Herzinsuffizienz gibt es?
Viele unterschiedliche Ursachen können zu einer Herzinsuffizienz führen. Am häufigsten geschieht das durch einen Herzinfarkt, der durch den Verschluß einer oder mehrerer der Herzkranzgefäße auftreten kann (das sind die Gefäße, die das Herz selbst versorgen). Dadurch kann ein Teil des Herzmuskelgewebes absterben, wodurch das Herz geschwächt wird. Der zweithäufigste Grund ist Hypertonie. Weitere Risikofaktoren sind Herzklappenfehler, Infektionen des Herzens, Alkoholmissbrauch, Diabetes, Rauchen, Fettleibigkeit, hohes Cholesterin, Schilddrüsenüberfunktion, Anämie und angeborene Herzfehler.
Wie wahrscheinlich erkrankst du daran?
Herzinsuffizienz ist eine häufige Erkrankung. Im Jahr 2010 lebten etwa 40 Millionen Menschen mit Herzinsuffizienzstart superscript, 1, end superscript, und man geht davon aus, dass 20% aller Menschen irgendewnn in ihrem Leben daran erkranken werdensquared. Mit höherem Alter nehmen die Risikofaktoren zu, daher steigt die Prävalenz im Laufe des Lebens an. Die Herzinsuffizienz kann als eine der Langzeitfolgen von Herzkreislauferkrankungen angesehen werden, daher steigt die Häufigkeit durch bessere Behandlungsmöglichkeiten der Herzerkrankungen und längerer Überlebenszeit der Patienten. Ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung sterben leider etwa die Hälfte aller Patienten innerhalb von vier Jahren.cubed
Wie kann man eine Herzinsuffizienz vermeiden?
Entscheidend ist das Vermeiden oder die Reduzierung von Risikofaktoren. Durch Änderung des Lebensstils oder Medikamente können hoher Blutdruck, Diabetes, zu hohe Cholesterinwerte verhindert oder behandelt werden. Außerdem sind gesundes Essen, körperliche Bewegung und Stressreduktion wichtig, um das Risiko für Herzinsuffizienz zu senken.
Wie diagnostiziert und behandelt man eine Herzinsuffizienz?
Diagnostik bei Herzinsuffizienz: Es gibt keine spezifische Untersuchungen. Wahrscheinlich beginnt die Diagnostik mit einer Anamnese, in der unter anderem Symptome und Risikofaktoren erfragt werden. Zur Eingangsuntersuchung gehört auch eine körperliche Untersuchung, in der Anzeichen für eine Stauung oder unnormale Herzgeräusche gesucht werden. Mit einer Blutuntersuchung können viele mögliche Gründe für eine abnormale Herzfunktion untersucht werden, zum Beispiel die Schilddrüsenfuktion, Nieren- und Leberwerte. Über bildgebende Verfahren, wie Herzultraschall, Röntgen, Computertomographie und MRT kann der Zustand von Lungen und Herz beurteilt werden, darunter Flüssigkeitsansammlungen in Lunge und Herz, ob das Herz ausreichend schlägt oder vergrößert ist. Mittels Ultraschall können zwischen einer systolischen und einer diastolischen Herzinsuffizienz unterschieden werden, Herzklappenfehler entdeckt, die Ejektionsfraktion und weitere Parameter gemessen werden. Mit einem Ergometer oder auf einem Laufband werden Untersuchungen unter körperlicher Belastung gemacht, um die Reaktion des Herzens darauf zu untersuchen. Manchmal entdeckt man die Probleme erst, wenn das Herz vermehrt arbeiten muss. Invasiver ist eine Herzkatheteruntersuchung, in der die Koronararterien beurteilt, und bei Verengung vielleicht sogar behandelt werden können. Bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung kann über diesen Katheter auch eine Biopsie entnommen werden.
Behandlung der Herzinsuffizienz: Es gibt zwei Hauptziele in der Behandlung einer Herzinsuffizienz: Symptomkontrolle und Optimierung der Herzfunktion, um Krankenhausaufenthalte zu vermeiden und das Überleben mit dieser schweren Erkrankung zu verlängern. Man kann eine einmal eingetretene Schädigung des Herzmuskels nicht reparieren, wohl aber versuchen weitere Schäden und das Fortschreiten der Herzmuskelschwäche zu vermeiden, oder wenigstens hinauszuzögern und die Symptome zu lindern.
Zunächst wird versucht, die zugrundeliegende Ursache zu behandeln. Dazu gehört die Behandlung der Risikofaktoren, über die bereits gesprochen wurde (Diabetes, Cholesterinwerte, Schilddrüse etc.). Ganz entscheidend ist eine Lebensstiländerung, gesund leben, kein Alkohol, nicht zu rauchen, ein normales Körpergewicht. Ohne diese Maßnahmen ist dem Erkrankungsbild kaum beizukommen.
Die meisten Patienten mit Herzinsuffizienz erhalten zwei oder mehr Medikamente zur Verbesserung der Herzleistung und der Durchblutungssituation. Diese Medikamente stellen Blutgefäße weit, verbessern die Pumpfunktion und reduzieren die Ödeme. Medikamentengruppen die eingesetzt werden: ACE-Hemmer, Angiotensin II Rezeptorblocker, Betablocker, Diuretika, Aldosteronantagonisten, Digoxin. Zusätzlich erhalten die Patienten vielleicht Medikamente gegen Brustschmerzen und solche, die prophylaktisch gegen Blutgerinnsel wirken.
Schlußendlich gibt es auch eine Anzahl chirurgischer Behandlungsmöglichkeiten für die Ursachen einer Herzinsuffizienz und die Insuffizienz selbst. Dazu gehören Koronarbypässe, Wiedereröffnen von verschlossenen Herzkranzgefäßen, Schrittmacherimplantationen, künstliche Herzklappen, Pumpassistenzvorrichtungen im linken Ventrikel, Eingriffe am Herzmuskel und als äußerste Option eine Herztransplantation.
Bedenke das Folgende:
Der Köper hat zwar Mechanismen zur Verfügung, die eine Herzinsuffizienz kompensieren können, trotzdem gibt es Zeiten, in denen der verminderte Blutfluss den Bedarf des Körpers an Sauerstoff nicht decken kann. Diese Unterversorgung kann über Ischämie zu Organschäden führen. Besonders gefährdet sind dadurch Niere, Gehirn und das Herz selbst. Viele Patienten mit Herzinsuffizienz stellen sich im Krankenhaus vor, da eine Nierenschädigung mit ihren negativen Folgen wie zu viel Harnstoff im Blut aufgetreten ist. Um ihre Hauptaufgabe, Blutfilterung, ordentlich ausüben zu können, ist die Niere auf die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen angewiesen. Bei Mangelversorgung entsteht unter anderem eine Verschlechterung dieser Filterkapazität, wodurch Harnstoff und andere Abfallprodukte sich im Blutstrom anhäufen.
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